Der Reisende: Island Krimi (Flovent-Thorson-Krimis 1) (German Edition) by Arnaldur Indriðason

Der Reisende: Island Krimi (Flovent-Thorson-Krimis 1) (German Edition) by Arnaldur Indriðason

Autor:Arnaldur Indriðason [Indriðason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2018-01-25T23:00:00+00:00


Neunundzwanzig

Das eine Mädchen war noch deutlich starrsinniger als das andere und wollte partout nicht nach Hause. Sie weigerte sich, Thorson ihre Adresse zu nennen, und sagte, dass er sie einfach hätte in Ruhe lassen sollen. Zuerst behauptete sie, da sei niemand, der auf sie warte, bis sie schließlich zugab, dass sie von zu Hause abgehauen war, und erklärte, dass sie nie wieder dorthin zurückwolle. Die andere war nicht ganz so widerspenstig und schien Thorson sogar dankbar dafür zu sein, dass er sie aus dem Schiffsbauch geholt hatte. Sie sagte, dass sie mit ihrem Vater und zwei Brüdern in der Nähe von Camp Tripoli wohne, und hatte nichts dagegen, dass Thorson sie dorthin brachte, solange er sie in einiger Entfernung vom Haus absetzte, denn ihr Vater sei überhaupt nicht gut auf die Truppen zu sprechen und habe ihr schon tausendmal jeglichen Kontakt zu den Soldaten verboten. Thorson fragte nicht nach, warum sie sich dem Willen ihres Vaters widersetzt hatte. Mit Sicherheit hatte sie ihre Gründe, aber er war müde und wollte dieses Fass nicht aufmachen. Er ließ sie wie gewünscht am sumpfigen Vatnsmýri raus, nachdem sie sich den größten Teil der Schminke aus dem Gesicht gewischt und Thorson versprochen hatte, nie wieder an Bord eines Kriegsschiffes zu gehen und sich mit Soldaten einzulassen.

Die Freundinnen verabschiedeten sich flüchtig, und Thorson sah dem Mädchen nach, wie es über die Rücken der großen Grashöcker nach Hause sprang. Er überlegte, ob er sie besser den isländischen Behörden hätte übergeben sollen. Sie hatte gesagt, ihr Vater würde sie umbringen, wenn er erführe, dass sie sich mit Soldaten herumgetrieben hatte. Er schlage sie manchmal schon aus deutlich harmloserem Anlass, auch ihre Brüder, wenn er betrunken sei. Und er sei meist betrunken. Thorson hatte ihr zum Abschied gesagt, dass sie nicht zögern solle, bei der Militärpolizei nach ihm zu fragen, wenn sie irgendwann mal seine Hilfe bräuchte.

Die hartgesottenere der beiden hatte schon zweimal nachgefragt, ob er nicht eine Zigarette für sie habe, und erzählt, dass sie schon einmal aus dem Heim abgehauen sei, als die Jugendaufsicht sie dorthin geschickt hatte. Sie wusste, dass man sie sofort wieder dorthin verfrachten würde, wenn man sie fand, aber dann würde sie eben wieder davonlaufen. Als sie merkte, dass Thorson zu seinem Wort stand und die Freundinnen wirklich nur dorthin brachte, wohin sie wollten, war sie nicht mehr ganz so schlecht auf ihn zu sprechen. Bis dahin hatte sie auf alle Fragen nur mit Widerworten reagiert, doch schließlich sagte sie, dass sie eine Schwester habe, bei der sie unterkommen könne. Sie nannte Thorson die Straße. Behauptete, dass sie achtzehn Jahre alt sei, aber er sah, dass sie höchstens fünfzehn sein konnte. Also versuchte er, ihr begreiflich zu machen, dass die meisten Matrosen und Soldaten in der Stadt zwar anständige Leute seien, es in einer so großen Gruppe aber immer schwarze Schafe gebe. Mit manchen von ihnen sei der Umgang für Frauen gefährlich, und Kinder wie sie sollten überhaupt nicht ihre Nähe kommen. Niemals.

Sie protestierte und behauptete, sie sei noch nie in Schwierigkeiten geraten.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.